
Der “Himmel und die Erde” ist eine faszinierende philippinische Volksgeschichte, deren Wurzeln bis ins 4. Jahrhundert zurückreichen. Sie erzählt die Schöpfungsgeschichte der Welt und spiegelt die tiefgründigen spirituellen Überzeugungen der frühen philippinischen Kulturen wider. In dieser Geschichte treffen wir auf Gottheiten, die den Kontrast zwischen Ordnung und Chaos verkörpern, sowie auf natürliche Elemente, die als lebendige Akteure in diesem kosmischen Drama auftreten.
Die Geschichte beginnt mit einem Zustand des unendlichen Nichts, einer Leere ohne Form oder Definition. Aus dieser Leere taucht Bathala, der allmächtige Schöpfergott, auf. Er sehnt sich nach Ordnung und Leben und beschließt, die Welt zu erschaffen. Mit seiner göttlichen Macht trennt Bathala den Himmel von der Erde, formt die Berge und Täler und lässt die Ozeane entstehen.
Doch die Welt ist noch leer und stumm. Bathala ruft die ersten Lebewesen ins Dasein: Tiere aller Art, Bäume mit üppigem Laub und Blumen in allen Farben des Regenbogens. Die Erde erwacht zum Leben, erfüllt von einem bunten Treiben.
Trotz der Schönheit seiner Schöpfung spürt Bathala eine Lücke. Er vermisst eine Spezies, die fähig ist, die Welt zu verstehen, sie zu gestalten und sich mit ihr zu verbinden – den Menschen.
Mit einem Hauch göttlicher Energie formt Bathala den ersten Menschen aus Lehm. Dieser Mensch, genannt Malakas, wird jedoch noch nicht zum Leben erweckt. Bathala plant, ihm eine Gefährtin zu schenken, die ihn begleiten und vervollständigen soll.
Um diese Gefährtin zu erschaffen, beschließt Bathala, einen außergewöhnlichen Tanz zu vollführen. Mit jedem Schritt kreiert er neue Lebensformen – Vögel, Fische, Insekten. Aber noch fehlt die passende Partnerin für Malakas.
Schließlich, am Höhepunkt seines Tanzes, wirft Bathala seine Hände in die Luft und ruft: “Lasse den Menschen leben!”
Ein Blitz zuckt durch den Himmel, der Erde bebt und aus einem Baumstamm erwächst eine wunderschöne Frau namens Maganda. Malakas und Maganda sind nun ein Paar und werden die Vorfahren aller Menschen.
Die Geschichte des “Himmels und der Erde” ist mehr als nur ein mythologischer Bericht über die Entstehung der Welt. Sie bietet auch wertvolle Einblicke in die sozialen und kulturellen Werte der alten Philippiner:
Wert | Bedeutung in der Geschichte |
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Ehrfurcht vor der Natur | Die Schöpfung des Himmels, der Erde, der Lebewesen und der Pflanzen zeigt die tiefe Verehrung für die Naturkräfte. |
Gemeinschaft | Der Mensch wird als Teil einer Gemeinschaft erschaffen, die aus Menschen und anderen Lebewesen besteht. |
Harmonie | Bathalas Tanz symbolisiert den Wunsch nach Balance und Harmonie zwischen den Kräften des Universums. |
Die Geschichte des “Himmels und der Erde” ist ein faszinierendes Beispiel für die Macht der mündlichen Tradition. Sie wurde über Jahrhunderte von Generation zu Generation weitergegeben, immer wieder neu interpretiert und angepasst an die jeweilige Zeit.
Heute dient sie nicht nur als Quelle der Unterhaltung, sondern auch als Fenster in die Vergangenheit, durch das wir einen Blick auf die Lebensweise, die Werte und die Spiritualität der alten Philippiner werfen können.
Und wer weiß, vielleicht finden Sie ja in dieser Geschichte selbst ein Stück Inspiration oder eine Antwort auf Ihre Fragen über den Ursprung der Welt.